Faszination Muskulatur

Muskulatur - im ersten Moment könnte man denken: das sind diejenigen Gebilde des Körpers, die uns Bewegungen in vielfältiger Art und Weise ermöglichen. Doch Muskeln sind so viel mehr, nicht umsonst bilden sie das wichtigste Organ des körperlichen Stoffwechsels. Alleine die Bezeichnung als Organ, wird manchen bisher nicht geläufig gewesen sein. 

Insgesamt besteht unser Körper aus 656 unterschiedlichsten Muskeln. Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen, sieht man sich aber im Vergleich lediglich den Rüssel eines Elefanten an, der mit 40.000 Muskeln ausgestattet ist, so stellt man fest: so viele sind es gar nicht. Unsere vergleichsweise "wenigen" Muskeln sind ständig aktiv und pausenlos am Stoffwechsel beteiligt, selbst wenn wir uns faul auf dem Sofa ausruhen. In den Muskelzellen wird aus verbrannten Fetten Energie für wichtige Körperfunktionen (beispielsweise das Atmen oder Verdauen) bereit gestellt. Dieses System der Energiebereitstellung der Muskulatur funktioniert aber auch nur dann optimal, wenn der Mensch über genügend Muskulatur verfügt. Bedeutet also kurz und gut: Je mehr Muskulatur der Mensch besitzt, desto höher sind auch seine Stoffwechselaktivitäten im Körper.  Muskeln sind somit der größte Energieverwerter des menschlichen Stoffwechsels und tragen die Hauptverantwortung dafür, wieviel Energie der eigene Körper pro Tag verbraucht. Bedeutet im Umkehrschluss: je weniger Muskulatur der Mensch besitzt, desto langsamer und energieärmer ist sein Stoffwechsel. 

Ein Blick auf die Zusammensetzung unserer Skelettmuskulatur lohnt sich. Damit unser Körper feine Bewegungen durchführen kann, ist es von Vorteil, wenn möglichst viele Muskeln an einer Aktion beteiligt sind. Ein Beispiel hierfür ist die Gesichtsmuskulatur, denn alleine das Stirnrunzeln lässt 40 Muskeln gleichzeitig arbeiten. Aber nicht nur die filigranen feinen Bewegungen muss der Mensch durchführen können, sondern auch grobe kräftige. Es gibt zwei verschiedene Arten von Muskelfasern, die diese zwei verschiedenen Arten der Bewegung ermöglichen: rote und weiße. 
Rote Muskelfasern sind kleiner als die weißen, gut durchblutet, ausdauernd und für unsere Feinmotorik zuständig. Sie werden auch häufig als langsame Muskelfasern bezeichnet und arbeiten pausenlos. Sie sind beispielweise maßgeblich an der aufrechten Haltung beteiligt und ernähren sich überwiegend von Fetten und Kohlenhydraten. 
Im Gegensatz hierzu sind weiße Muskelfasern groß und weniger durchblutet. Sie werden bei schnelleren und kräftigeren Bewegungen aktiviert (z.B. schwer heben oder tragen oder das schnelle Erklimmen einer Treppe). Weiße Muskelfasern verbrauchen hauptsächlich Kohlenhydrate.
Das Verhältnis der Muskelfasern, also wovon man wie viele besitzt, ist in unseren Genen festgelegt, sogar die Verteilung in einzelnen Muskeln ist nicht gleich. Im Bereich des Oberkörpers finden sich z.B. eher weiße Muskelfasern (ausdauernd), im Bereich der Beine eher rote Muskelfasern (kräftig). 

Und noch ein Punkt ist sehr interessant: Im Laufe des Lebens verändert sich der prozentuale Anteil der Muskulatur. Verfügt der Körper eines Neugeborenen lediglich über 20 Prozent Muskulatur, sind es nach der Pubertät bei Frauen 35-45 und bei Männern 45-55 Prozent Muskelanteil. Mit zunehmendem Alter hält der Körper diese Zusammensetzung aber nicht bei, denn der Anteil der Muskulatur sinkt wieder zugunsten steigender Fettmasse. Der Unterschied von 10-15% weniger Muskelmasse bei Frauen im Vergleich zu Männern hat einen ganz natürlichen Grund: der Körper der Frau ist damit im Falle einer Schwangerschaft und anschließender Stillzeit gerüstet, um den erhöhten Energiebedarf mit Fettdepots an Bauch, Gesäß und Oberschenkeln abzudecken. 

Zu guter Letzt bleibt zu festzuhalten: Unsere Muskeln müssen speziellen Reizen ausgesetzt werden, damit sie wachsen bzw. erhalten bleiben und somit zu einem aktiven und gesunden Stoffwechsel beitragen können. Wie dies gelingt ist eigentlich ganz einfach: regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde und ausgewogene Ernährung und eine aktive Lebensweise. 

(Quelle: Prof. Dr. I. Froböse: Das Turbo Stoffwechsel Prinzip. München 2015)

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