Das Phänomen "Innerer Schweinehund"
Weihnachten und der Jahreswechsel sind gerade vorbei. Für einige von uns bedeutet das gute, vor allem sportliche Vorsätze für das neue Jahr mit der Devise "Ich will mich mehr bewegen und sportlich betätigen" ..wenn da nicht...ja wenn da nicht der innere Schweinehund wäre. Doch was hat es mit diesem "Tier" wirklich auf sich? Ein psychologisches Phänomen, welches sich lohnt näher unter die Lupe zu nehmen. Die Frage danach, WARUM es uns so unglaublich schwer fällt unsere Vorsätze in die Tat umzusetzen und sprichwörtlich unseren inneren Schweinehund zu überwinden, findet in der Sportpsychologie im Themengebiet der Sportmotivation immer wieder Anlass zur Forschung.
Damit ein guter Vorsatz, wie sich mehr bewegen zu wollen, überhaupt erst in unseren Köpfen entsteht, müssen zwei Bedingungen erfüllt werden. Erstens sollten wir davon überzeugt sein, dass die Vorteile von mehr Sport und Bewegung die Nachteile überwiegen. Zweitens sollten wir davon überzeugt sein unsere selbst gesteckten Ziele auch erreichen zu können. Außerdem ist für viele Psychologen auch noch ein dritter Faktor ausschlaggebend: die Quelle der Motivation. Lassen wir uns aus freien Stücken und Spaß an der Bewegung motivieren, führt dies eher zum Erfolg, als einen anderen Grund vorzuschieben, beispielsweise, dass jemand anderes wie unser Arzt uns sagt, wir sollen uns mehr bewegen.
Doch selbst die größte eigene Motivation beeinflusst unser Verhalten nur schwach bis mäßig stark. Es entsteht eine sogenannte "Intentions-Verhaltens-Lücke", was bedeutet, dass wir zwar den Vorsatz haben uns bewegen zu wollen, auch motiviert sind, es aber nicht in die Tat umgesetzt bekommen. Genau das bezeichnen wir im Volksmund auch als den "Inneren Schweinehund". Dieses Phänomen und gleichzeitig auch Problem stellt auch für viele Gesundheitsforscher eine große Herausforderung dar. Die Lösung hierfür bildet vor allem die Erstellung von Aktivitätsplänen, die ganz genau festlegen, wann, wo und wie wir uns bewegen wollen. Wenn wir unsere Absichten in solchen Plänen konkret formulieren, dann werden wir unsere Vorsätze auch eher in die Tat umsetzen.
Trotz der Pläne und anfänglichen Euphorie der Umsetzung, gelingt es nur jedem Zweiten langfristig an seinen Vorsätzen festzuhalten und aktiv zu bleiben. Hier stellt sich die Frage danach, wie die Veränderung zu einem aktiven Lebensstil für uns zur Gewohnheit werden kann. Langfristig kann eine Änderung des Bewegungsverhaltens nur funktionieren, wenn wir dabei Erfolge und positive Gefühle erleben. Hier ist es wiederum wichtig, wie man sich diese erklärt. Aus psychologischer Sicht haben hier die Optimisten unter uns einen ganz großen und klaren Vorteil. Forscher haben herausgefunden, dass es einen klaren Zusammenhang zwischen Optimismus und Gesundheit gibt. Optimisten zeigen folgende Eigenschaften, die dazu beitragen können einen erworbenen aktiveren Lebensstil beizubehalten:
- Optimisten empfinden weniger Stress und belasten damit ihr Immunsystem weniger
- sie glauben stärker daran, dass sie ihre Vorsätze auch in die Tat umsetzen können
- Optimisten können besser mit Hindernissen und Rückschlägen umgehen
- sie scheinen besser mit ihren Ressourcen haushalten zu können
- sie haben ein optimaleres Alltagsmanagement
Halten wir also als Quintessenz zum inneren Schweinehund folgendes fest: Um unsere sportlichen Vorsätze auch wirklich in die Tat umsetzen zu können, bedarf es der inneren selbst erklärten Motivation. Die Erstellung eines Aktivitätsplans begünstigt unser Verhalten. Kommt jetzt noch eine gehörige Portion Optimismus dazu, dann können wir uns auch langfristig an unserem neuen aktiveren und zugleich gesünderen Lebensstil erfreuen.
(Quelle: R. Brand & D. Kahlert (2009, Januar): Den inneren Schweinehund überwinden. Gehirn & Geist - Das Magazin für Psychologie und Hirnforschung , (Januar/Februar 2009), S. 14-19.)